
3400 Franken, dann klappt die Adoption
Ein Vermittler wollte ein adoptionswilliges Ehepaar anstiften, die Behörden in Sri Lanka zu bestechen. Der Fall am Luzerner Kriminalgericht ermöglicht einen seltenen Einblick in das fragwürdige Geschäft mit Adoptionen in der Schweiz.
In der Schweiz wurden von 1979 bis 1997 881 Kinder aus Sri Lanka adoptiert. Viele von ihnen kamen auf höchst fragwürdigen Wegen ins Land. Zur Vermittlung von Kindern an Adoptiveltern hatte sich in Sri Lanka eine Industrie entwickelt. Die Rede war von Adoptionsmarkt, Kinderhandel und Babyfarmen. 2017 rollte die niederländische Investigativ-Produktion Zembla den Skandal auf. Über die Zustände in Sri Lanka berichteten im Frühling 2018 mehrere Medien in der Schweiz, darunter die «Rundschau».
Im Nachgang dazu untersuchte die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften die umstrittenen Adoptionen. Ihre Studie im Auftrag des Bundes kommt zum Schluss: In Sri Lanka kam es systematisch zu Missbrauch, «wenn es darum ging, die unerfüllten Kinderwünsche von Ehepaaren aus reichen westlichen Industrieländern wie (…) der Schweiz zu erfüllen». In der historischen Betrachtung sei gravierend, dass die Schweizer Behörden früh von den Missständen wussten: «Trotzdem konnten Kinder aus Sri Lanka ohne Erklärung der Zustimmung zur Adoption ihrer leiblichen Eltern einreisen.» Ein konkreter Fall, bei dem es um mögliche Bestechung ging, wurde kürzlich am Kriminalgericht Luzern verhandelt.